Meerrettich – Heilpflanze des Jahres 2021
Eine seit dem 12. Jahrhundert kultivierte und für ihren scharfen Charakter bekannte Wurzel ist zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt worden: der Meerrettich. Mit seiner Schärfe bringt er den einen oder anderen zum Heulen und auch sein intensiver Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Doch die Pflanze hat noch ganz andere Vorzüge.
Inhaltsstoffe im Meerrettich
So gewöhnungsbedürftig der Geschmack des Meerrettichs auch ist, seine Kombination an gesunden Inhaltsstoffen ist einzigartig. Der Meerrettich verfügt unter anderem über Vitamine, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Cumarine, Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen, sowie Asparagin, Glutamin, Arginin und die entgiftungsfördernden Senföle(Isothiocyanaten /ITC). Sie sind es auch, die bei den meisten wissenschaftlichen Studien immer wieder in den Vordergrund rücken und Forscher begeistern.
ITC sind ätherische Öle, die dem Meerrettich seinen scharfen Geschmack verleihen. Die Vitalstoffe gehören zu den am besten untersuchten Pflanzensubstanzen und sollen die Pflanze vor Fressfeinden schützen. Dieser natürliche Schutz kommt auch dem Menschen zugute. Isothiocyanate unterstützen das Immunsystem und wehren Viren und Bakterien im Organismus ab. Mit ein Grund, warum der Meerrettich von einer unabhängigen Experten-Jury des NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt wurde.
Botanik des Meerettichs
Der Meerrettich ist ein Namenswandler. Er ist neben seiner botanischen Bezeichnung Armoracia rusticana auch unter Namen wie Kren, Bauernsenf, Pferderettich, Pfeffer- oder Beißwurzel bekannt. Die scharfe Heilwurzel ist eine ausdauernde, kräftige, krautige Pflanze und stammt der Vermutung nach aus Südrussland und der östlichen Ukraine.
Das traditionsreiche Kreuzblütengewächs wird bis zu 1,50 m groß und entwickelt um die 60 cm lange Blätter. Die wertvollen Wurzeln des Meerrettichs erreichen eine Länge von 50 cm und sind um die 6 cm dick. Und genau in diesen Wurzeln stecken die gesundheitsfördernden ITCs.
Die Blütezeit des Meerrettichs reicht von Ende Mai bis Mitte Juli. Ab Herbst können die Wurzeln dann geerntet werden.
Meerrettich als Heilpflanze
Meerrettich zählt zu den ältesten Heilpflanzen der Welt. Nicht selten wird das Gewächs als das pflanzliche Antibiotikum aus dem Garten bezeichnet. Denn die Wurzel hat viele positive Eigenschaften, über die sich auch der menschliche Organismus freuen kann.
Laut Herr Dr. Häringer, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde in München, Ausbilder im Bereich Phytoaromatherapie und Pharmakotherapieberater der Kassenärztlichen Vereinigung, ist die Wirkung der Heilpflanze durch zahlreiche Studien wissenschaftlich belegt.
Diese Heilwirkung geht vor allem von den Senfölen aus. Sie verfügen über eine virostatische Wirkweise und verhindern, dass Viren und Bakterien sich im Körper festsetzen und vermehren können. Das hindert bakterielle und virale Infektionen daran, auszubrechen.
Einsatzgebiete von Medikamenten aus Meerrettich:
- Erkältungen
- Lungenerkrankungen
- Blasen- und Harnwegserkrankungen
- Arthritis
- Gelenkbeschwerden
- Gichterkrankungen
Der Vorteil der natürlichen Senföle aus dem Meerrettich: Sie sind fettlöslich und werden vom Dünndarm resorbiert. Dadurch schonen sie den Dickdarm und im Gegensatz zu Antibiotika töten sie die guten Darmbakterien nicht ab.
Moderne Therapien mit Meerrettich
Aus Studien ist hervorgegangen, dass die Inhaltsstoffe des Meerrettichs vor allem im Mund-Rachen-Bereich sowie Lunge und Blase ihre Wirkgebiete haben.
Die 2017 aktualisierte S3-Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen hat Meerrettich als phytotherapeutische Option bei häufig rezidivierender Zystitis (Blasenentzündung) empfohlen.
Wer jetzt denkt: Meerrettich aufs Brot und dann wird das schon mit der Viren- und Bakterienabwehr, der irrt. So einfach ist es nun doch nicht.
Meerrettich für die Küche ist zwar gesund und immunstärkend, für einen therapeutischen Einsatz eignet sich die aufgenommene Menge allerdings nicht. Hier muss man schon auf hochkonzentrierte Phytotherapeutika zurückgreifen. Denn eine so große Menge an Meerrettich kann ein normaler Mensch nicht aufnehmen, ohne Magenbeschwerden zu entwickeln. Zu hohe Mengen Meerrettich reizen die Magen-Darmschleimhaut.
Als Vorbeugung und zur gesunden und ausgewogenen Ernährung ist Meerrettich allerdings dringend zu empfehlen. Geriebener Kren passt einfach zu gut zur Jause!